Köln: Deutschland hat sich verhoben

Die Silvesternacht in Köln. Dazu Gabor Steingart im Handelsblatt Morning Briefing" (11.01.2016).

ich weiß nicht, welche Post die Kanzlerin seit der Silvesternacht bekommt. Aber ich kenne meine eigene. Und darin erzählen besorgte Menschen ihre Geschichten: in jüngster Zeit vor allem solche, die von Angst und Sprachlosigkeit handeln. Monika K. aus Berlin schildert folgende Situation:

"Ich bin am Nikolausabend nach einem Konzertbesuch in der Nikolaikirche von jungen Ausländern abends, 21 Uhr, angetatscht worden. [...] Ich bin 73 Jahre alt und bestimmt nicht provokant gekleidet unterwegs gewesen! Soll ich nun nur noch zu Hause bleiben?“ [...]"

Das Thema, das will uns die Schreiberin sagen, ist größer als die Kölner Domplatte. Es geht nicht um einen verschlafenen Polizeipräsidenten und seine falsch gestrickten Einsatzpläne. Das Phänomen hinter dem Ereignis ist das Thema. Deutschland hat sich in der Flüchtlingspolitik verhoben. Unsere Großzügigkeit war erst liebenswert, dann naiv, mittlerweile ist sie gefährlich.

Ross Douthat, der mit 36 Jahren jüngste regelmäßige Kolumnist der „New York Times“, urteilt in der Sonntagsausgabe: „Es ist eine Illusion zu glauben, dass Deutschland sich von den Sünden der Vergangenheit durch einen unbekümmerten Humanitarismus in der Gegenwart freisprechen kann.“ Der Autor geht so weit, den Rücktritt der Kanzlerin zu fordern...

Natürlich übertreibt der Autor. Merkel muss nicht gehen - aber sie muss sich bewegen. Ihre Flüchtlingspolitik wurde von der Realität dementiert ...Die deutsche Regierungschefin hat sich mit dem denkbar mächtigsten Gegner angelegt: der Wirklichkeit. Diesen Kampf kann sie nicht gewinnen. Und wenn doch, hätte Deutschland verloren.

Ich widerspreche Gabor Steingart nur in einem:
Natürlich muss Frau Merkel gehen, denn sonst bewegt sich gar nichts. Selbst wenn sie sich scheinbar bewegen würde.

Damit wäre noch nichts gewonnen, denn eine Menge Hofschranzen bleiben übrig.
Die werden natürlich versuchen, mit einer Menge Nebelkerzen und zweifelhaftem Aktionismus (jüngster Klopper "Verschärfung des Sexualstrafrechts") weiter am Honigtopf zu bleiben. Doch ein Anfang wäre gemacht - der Rest kommt von selbst. Das wird dann die ganze weitere Entwicklung zeigen.
In den Medien tut sich ja jetzt schon was. Siehe allein dieses "Briefing".

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