Wir wissen nicht, welche Religion "richtig" ist. Wir können nur glauben. Jede kann Recht haben:
Ich bin mit meiner religiösen Einstellung (siehe "Welt- und Menschenbild") eine Art Halb-Hegelianer: Danach sind wir Teil jenes Weltgeistes, der versucht, sich selber zu erkennen und schließlich irgendwann nochmal zu finden. Und der beim Anblick von sich selbst mit seinen ganzen vielfältigen Erscheinungsweisen jedes Mal erschrickt „Huch, das bin ja ich“. Ich bin aber auch eine Art Halb-Kantianer: Einer, den nichts so sehr ins Staunen bringt, wie „das moralische Gesetz in mir und der gestirnte Himmel über mir".
Alles ist möglich
Ich halte also alles für möglich - sowohl ein Leben in welcher Form auch immer nach dem Tod als auch kein Leben nach dem Tod. Weshalb ich mich mit meiner Weltsicht von allen Religionen noch am nächsten dem Buddhismus verbunden fühle. Der kennt ebenfalls keinen persönlich zu denkenden Gott:
Buddhismus
Nach dessen Lehre besteht unser irdisches Leben aus einer Leidenskette, die wir in einem "endlosen" Leben irdischer Wiederkehr nur dadurch durchbrechen können, dass wir uns immer besser (immer "ethischer") verhalten. Bis wir endlich kampflos und "erleuchtet" in's Nirwana eingehen. In jedem Leben aber das gleiche Ziel: Das "gute" ethische Verhalten, an welchem wir ständig zu arbeiten haben, bis es "gut" ist!
Christentum, Judentum und Islam?
Aber kann ich deshalb den großen Religionen Christentum, Judentum und Islam absprechen, dass alles vielleicht auch ganz anders ist? Also die drei Religionen, die ganz besonders an einen persönlichen Gott glauben? Die an einen allmächtigen Gott glauben, der unsere Geschicke lenkt und führt? Sei es, dass es nun ein dreieiniger Gott ist oder ein Eingott? Das kann ich nicht.
Kann ich es dem Nihilismus absprechen, dass es wirklich gar nichts gibt? Denn der bestreitet ja jegliche Sinnhaftigkeit des Lebens, auch wenn es da durchaus noch Feinjustierungen gibt (Popper). Kann ich es dem Marx'schen Materialismus absprechen, dass alles von der Materie ausgeht? Das kann ich nicht. Denn natürlich kann es auch so sein.
Fazit
Ich habe hier nicht alle Glaubensrichtungen aufgeführt, die es gibt oder gegeben hat. Das war aber auch nicht Sinn und Zweck. Sinn und Zweck war es zu verdeutlichen, was uns Menschen vereint:
Wir alle glauben an etwas. Ja auch der Nihilist "glaubt" und der Materialist. Auch wenn diese beiden ihren Glauben nicht als "Religion" verstanden wissen wollen. Glauben tun sie im weiteren Sinne trotzdem.
Wir sind also alle "Gläubige"!
Das wird bei all denen, die radikal gläubig sind, einen Aufschrei der Empörung hervorrufen. Damit meine ich die, die bereit sind, für ihre religiöse Überzeugung Menschen zu verfolgen, in's Gefängnis zu werfen, zu töten oder gleich "andersrum". Und die im ersten Moment, bevor der Tötungsgedanke Raum greift, in echte Fassungslosigkeit verfallen. Das ist mir aber egal seit ich das Buch von Hubert Schleichert "Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren" gelesen habe.
Aufruf:
Nichts ist gefährlicher, sich diesen Radikalgläubigen zu nähern mit "Aber ich will doch auch, dass...." oder "Wir wollen doch alle, dass...".Denn das bedeutet in ihren Augen, dass ihr sehr starres, einseitiges Weltbild in Gefahr gerät, und dass sie am Ende ihren Lebenshalt und ihren Lebenssinn verlieren. Das wollen sie natürlich auf keinen Fall zulassen.
Das muss man wissen! Deswegen wende ich mich hier nur an die gemäßigt Gläubigen:
Gemäßigt Gläubige aller Glaubensrichtungen vereinigt Euch!
Wir dürfen uns gegeneinander nicht aufhetzen lassen! Jeder von uns kann Recht haben. Einer von uns anderen aber auch! Das gilt es einmal zu überlegen. Keiner von uns weiß die Wahrheit. Er glaubt! Das ist ein Unterschied!
Ausblick
Ich persönlich habe großen Respekt vor Menschen, die so unerschütterlich an einen persönlichen Gott glauben. Ich finde das toll. Es erleichtert einem so vieles. Trotzdem aber kann ich es sein, oder der Buddhist oder der Nihilist/Materialist, der am Ende Recht hat. Dass das aber trotzdem funktionieren kann mit dem Zueinanderhalten auch über verschiedene Glaubensrichtungen hinweg, das habe ich mal am eigenen Leibe erlebt:
Da bin ich vor sehr vielen Jahren mal dem Tod von der Schippe gehüpft. Während dieser sehr schweren Situation ging von einer befreundeten islamischen Familie der eine Teil bei sich zu Hause in eine Moschee und betete und spendete für mich. Und der hier in Deutschland lebende Teil ging in den christlichen Hamburger Michel und betete und spendete dort für mich.
Weshalb ich hoffnungsvoll bin, dass dieser Brückenschlag unter den gemäßigt Gläubigen der verschiedenen Glaubensrichtungen gelingen wird. Wir müssen nur auch hier das Motto dieser Webseite beherzigen: "Aufpassen..."! Und nicht anpassen an die extrem streng Gläubigen, die partout nichts anderes neben sich gelten lassen wollen.
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