Erhebungen bei Einkommen und Vermögen sind nicht einfach und waren es noch nie.
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So gibt es Erhebungsprobleme, die man behelfsweise dadurch gelöst hat, dass in sämtlichen Vermögenserhebungen die Allerreichsten in unserem Land gar nicht erst erfasst werden (die Statistiker nennen das "Abschneidegrenze"). Doch ist das wirklich eine Lösung? Für die Allerreichsten im Lande ja. für alle anderen nicht.
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Es gibt Definitionsprobleme, was unter „Vermögen“ überhaupt zu verstehen ist.
Dem ist m.E. aber recht gut abgeholfen durch die Aufteilung in "Vermögensarten" nach Hauser (im Einzelnen siehe Richard Hauser, Holger Stein: Die Vermögensverteilung im vereinigten Deutschland, Frankfurt/Main 2001, S. 20 ff. sowie Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung -DIW Berlin- in seinem Wochenbericht Nr. 4/2009, S. 56).
Vermögensarten
Nach Hauser wird wie folgt unterschieden:
- das Volksvermögen im engeren Sinn, bestehend aus nicht reproduzierbarem (Grund und Boden), aber auch reproduzierbarem Sachvermögen (Straßen, Kanäle, Gebäude, Maschinen, Vorräte und Ausrüstungen sowie das Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte u.a.m.)
- das Humanvermögen, geschaffen durch Ausbildung und Erfahrung der Einzelnen und jeweils abhängig von den natürlichen Anlagen und Begabungen, dem Gesundheitszustand u.a.m.
- das Naturvermögen, also alle natürlichen Werte (z.B. nutzbare Umwelt, jedoch ohne die wirtschaftlich genutzten Flächen, die bereits in der Kategorie „nicht reproduzierbares Sachvermögen“ erfasst sind)
- das kulturelle Vermögen, z.B. in Form des sich über Jahrhunderte entwickelt habenden gesellschaftlichen Wissensbestands, des Rechtssystems und des politisches Systems
- das Sozialvermögen aufgrund erworbener Ansprüche aus den Sozialversicherungssystemen.
Für die Darstellung von "Einkommen und Vermögen" ist nur das Gebrauchsvermögen der privaten Haushalte bedeutsam. Denn nur dieses spielt bezüglich der Versprechungen des Neoliberalismus eine Rolle!
Die übrigen Vermögensarten Naturvermögen, insbesondere das Humanvermögen und das kulturelle Vermögen werden wir aber später wieder brauchen. Für die Ausgestaltung einer neuen sozialeren Ordnung können sie uns nämlich wertvolle Anregungen geben für unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Weiterentwicklung!
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