"Charlie Hebdo": Die wahren Ursachen
In einer einfühlsamen Stellungnahme von Attac popup: yes zu "Charlie Hebdo" ermittelt die globalisierungskritische Organisation einen der Hauptverursacher: Den Neoliberalismus mit seiner "zerstörerischen neoliberalen Politik der Ausgrenzung, Ausbeutung und Vernichtung fundamentaler Lebensgrundlagen und sozialer Sicherungssysteme." Schade, dass das viele immer noch nicht verstehen. Zum Beispiel erhielt ich gestern die Hassmail eines AfD-Anhängers, der sich an den bei mir häufig vorkommenden Begriffen "neoliberal" und "Neoliberalismus" störte. Zu Unrecht: Siehe Artikel "Begriffsklärung" und nachfolgende Beiträge in der Rubrik "Wirtschaft".
Zu den sichtbaren Folgen des heute immer exzessiver unsozial werdenden Neoliberalismus siehe die neue Armutsstudie von Oxfam ==> "Superreiche besitzen mehr als die restlichen 99%" popup: yes) auf Spiegel Online vom 15.1.2015.
Eine weitere sichtbare Folge ist die gestrige Wahl in Griechenland. Hätten die neoliberalen Rezepte nämlich irgendwann mal funktioniert, wäre es dort nicht zu diesem Erdrutschsieg von Syriza gekommen. Die Leute haben die Nase voll. Sie hören überall in Europa "Reformen" "Reformen" und alles wird für sie schlechter.
So sieht es auch das heutige Handelsblatt: "Die Wut-Wahl" popup: yes:
Noch nie seit der Rückkehr zur Demokratie 1974 waren bei einer Wahl in Griechenland so viele Emotionen im Spiel wie jetzt. Fünf Jahre Sparkurs haben Hellas in die tiefste und längste Rezession der Nachkriegsgeschichte geführt – ein Tal der Tränen, vergleichbar nur mit der Großen Depression in den USA in den 1930er Jahren.
Dass so etwas nicht gutgehen kann, liegt auf der Hand. Und es fragt sich dann nur noch "Harte oder weiche Variante": Das Wahlergebnis in Griechenland ist die weiche Variante: Da haben am Sonntag viele "an der Wahlurne ihrer Wut und Verzweiflung freien Lauf gelassen" (Handelsblatt). Der brutale Angriff auf "Charlie Hebdo" ist die harte Variante. Da haben zu Fanatikern und Terroristen Gewordene ihrer Wut auf andere Art freien Lauf gelassen.
Dazu Attac in vollem Wortlaut:
Liebe Freundinnen und Freunde von Attac, liebe Mitglieder,
nach den Anschlägen auf die Redaktion des Magazins "Charlie Hebdo" und den koscheren Supermarkt in Paris gilt unser Mitgefühl den Angehörigen und Freund_innen der Opfer. Wir gedenken insbesondere des Mitbegründers von Attac Frankreich, Bernard Maris, der bei dem Attentat ermordet wurde.
Die Bezeugungen der Solidarität mit den Opfern von Paris rund um den Globus sind eindrucksvoll und ergreifend. Doch nicht alle Stimmen im "Wir sind Charlie"-Chor überzeugen. Denn, religiös motiviert oder nicht, die Anschläge haben ihre Wurzeln auch in einer zerstörerischen neoliberalen Politik der Ausgrenzung, Ausbeutung und Vernichtung fundamentaler Lebensgrundlagen und sozialer Sicherungssysteme. Die derzeitige Politik macht Lebensverhältnisse extrem und zerstörerisch und in ihrer Konsequenz auch die Menschen, die mit ihnen leben.
Nach obenDie Suche nach Hintergründen und Erklärungsansätzen entbindet niemals von der individuellen Verantwortung der Täter für eine solche Tat. Sinnvolle Konsequenzen können aber nur aus der grundlegenden Auseinandersetzung mit den Ursachen gezogen werden. Davon ist eine auf Gewinner und Verlierer aufbauende neoliberale Politik, die auf Gewalt mit noch mehr Gewalt reagiert und sich vor einer ehrlichen Reflexion drückt, weit entfernt.